Der Begriff der Offenen Wissenschaft (Open Science) prägt aktuell viele wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Debatten. Open Science ist eine Bewegung aus verschiedenen Initiativen, die darauf abzielen, Wissenschaft offener, transparenter, und zugänglicher zu machen. Darüberhinaus werden mit einer Kultur der Offenheit in der Forschung auch Innovationspotenziale verbunden etwa durch die innovative Verknüpfung offener (und bearbeitbarer Datenbestände). Open Science lässt sich vor allem als eine Reaktion auf verschiedene Krisen und Transformationen des Wissenschaftssystems verstehen: 1) als Reaktion auf Monopolstrukturen im wissenschaftlichen Publikationswesen (Open Access), 2) als Antwort auf Qualitätsprobleme der Wissenschaft, die sogenannte Replikationskrise (Open Data, Open Trials), 3) als Reaktion auf eine wahrgenommene Krise des Begutachtungsprozesses (Open Peer Review), 4) als Antwort auf Unzufriedenheit mit bestehenden Anerkennungs-und Belohnungsstrukturen (Open Metrics), als Antwort auf Defizite gesellschaftlicher Teilhabe (Offene Hochschule, Citizen Science, Participatory Research). In ihrer Gesamtheit beziehen sich diese Initiativen auf den gesamten Prozess der wissenschaftlichen Wissensproduktion.
Trotz einer Vielzahl von Initiativen im wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Raum, insbesondere auf EU Ebene, gibt es derzeit noch wenig reflektiert kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Offenen Wissenschaft in der Wissenschafts- und Hochschulforschung. Im Hinblick auf die mit dem Konzept der offenen Wissenschaft antizipierten Veränderungsprozesse stellen sich eine Reihe von Forschungsfragen, die für das DZHW relevant sind:
- Wie ist die Debatte um Open Science selbst zu verstehen? Welche Ziele werden mit der Institutionalisierung von Open Science verbunden?
- Wie wird Offenheit in den verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebieten jeweils verstanden und umgesetzt? Wie wirken verschiedene Formen der Offenheit auf die Produktion von Wissen, welche positiven Effekte, aber auch welche Friktionen, welche Probleme ergeben sich dabei?
- Wie gehen Hochschulen als Organisationen mit Open Science um? Wo liegen Herausforderungen in der Praxis, welche Treiber im Bereich der Organisationsentwicklung zeigen sich?
- Wie lassen sich offene Forschungspraktiken quantitativ erfassen? Müssen neue Forschungs- und Innovationsindikatoren entwickelt werden?
Ziele des Forschungsclusters Open Science am DZHW
Die Ziele des Forschungsclusters liegen in vier Bereichen:
- Die Forschung über Open Science innerhalb und außerhalb des DZHW durch Austausch zu stärken. Dazu sollen neue Kollaborationen und Aktivitäten zur verstärkten Vernetzung von Open Science Forschung in Deutschland ins Auge gefasst werden (Open Science Research).
- Dazu beizutragen, die offene Datenquellen aus dem Feld der Hochschul- und Wissenschaftsforschung weiteren Kreisen zugänglich zu machen (Open Science Resources).
- Aus den Forschungsaktivitäten gezielt Serviceangebote für wissenschaftspolitische Akteure zu entwickeln (Open Science Services).
- Forschungspraktiken am DZHW im Sinne von Open Science zu reflektieren (Open Science Practices).
Zur Erreichung dieser Ziele ist die Veranstaltung von Workshops, breit angelegter Publikumsveranstaltungen sowie die Einrichtung einer Webseite, in der aktuelle, für die Hochschul- und Wissenschaftsforschung relevante Informationen zum Thema Open Science gebündelt werden, geplant.