Abiturienten sehen ihre Zukunft positiv

15.9.2017

Veröffentlichung von Forum Hochschule 4/2017

Was planen Studienberechtigte kurz vor und kurz nach ihrem Schulabschluss für ihren beruflichen Werdegang? Das DZHW hat den Jahrgang 2015 befragt.

Deutschlands Abiturientinnen und Abiturienten beurteilen ihre berufliche Zukunft positiv: 73 Prozent von ihnen prognostizieren für sich selbst gute bis sehr gute Berufsaussichten. Das geht aus einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervor, bei der Studienberechtigte des Abschluss-jahrgangs 2015 jeweils ein halbes Jahr vor und nach Verlassen der Schule befragt wurden. Die Erhebung wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Sie gibt umfassend Auskunft über Ausbildungs- und Studienpläne sowie deren Umsetzung und über Motivationen und Hintergründe der Studienberechtigten.

„Die Studie zeigt zwei Dinge sehr deutlich: Der Trend zum Studium ist ungebrochen, gleichzeitig sind viele Abiturientinnen und Abiturienten nach der Schule noch unschlüssig, welchen Berufsweg sie ergreifen möchten. Aus anderen Studien wissen wir, dass jeder Dritte derzeit das begonnene Studium wieder abbricht und dann häufig eine Berufsausbildung beginnt. Auch um Studienabbrüche zu vermeiden, müssen wir die Beratung über die beruflichen Möglichkeiten noch in der Schule weiter verbessern. Derzeit weitet das BMBF sein Berufsorientierungsprogramm in Zusammenarbeit mit den Ländern auch auf Gymnasien aus, um Schülerinnen und Schüler bei der Wahl ihres weiteren Bildungswegs zu unterstützen. Wichtig ist, dass alle jungen Menschen ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechend einen qualifizierten Berufsabschluss machen – Studium und Berufsausbildung sind dafür gleichwertige Wege“, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.

Die überwiegende Mehrheit (74 Prozent) plant laut der Studie nach Schulabschluss ein Hochschulstudium, ein halbes Jahr nach Verlassen der Schule haben bereits 50 Prozent der Studienberechtigten ein Studium aufgenommen, 16 Prozent eine Berufsausbildung. Eine wachsende Zahl Abiturientinnen und Abiturienten (30 Prozent, plus fünf Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Studie zum Abschlussjahrgang 2012) legt nach der Schule erst einmal eine Übergangsphase ein, etwa um Zeit im Ausland zu verbringen, zu jobben oder einen Freiwilligendienst anzutreten. Dafür werden immer häufiger als Gründe genannt, nach der Schule erst einmal eine Pause machen oder längere Zeit ins Ausland zu wollen, aber auch Unschlüssigkeit über den Werdegang ist ein Motiv.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass das duale Studium neben dem regulären Studium an Universitäten und Fachhochschulen attraktiver geworden ist. Während 2008 fünf Prozent der Befragten ein duales Studium aufgenommen haben, sind es 2015 bereits neun Prozent. Die Studie hat auch die Motive dafür untersucht. „Die starke Praxisorientierung und die frühe finanzielle Unabhängigkeit vom Elternhaus sind für die Studienberechtigten Beweggründe für die Aufnahme eines dualen Studiums“, erläutert Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW, die vorliegenden Ergebnisse.

Die DZHW-Studie beleuchtet die Pläne und Entscheidungen der Studienberechtigten auch aufgeschlüsselt nach Merkmalen wie Geschlecht, Bildungsherkunft oder Migrationshintergrund. So entscheiden sich beispielsweise Abiturientinnen und Abiturienten ohne Akademiker-Eltern eher für eine Berufsausbildung als diejenigen aus einem akademischen Elternhaus. Studienberechtigte mit Migrationshintergrund haben dagegen häufiger die Absicht zu studieren als Studienberechtigte ohne Migrationshintergrund. Frauen tendieren im Vergleich zu Männern häufiger dazu, eine Ausbildung zu beginnen oder sich nach Schulabschluss zunächst eine Übergangstätigkeit zu suchen.

Gut jeder zweite Studienberechtigte beginnt vor dem abschließenden Schuljahr, sich mit den Möglichkeiten für den weiteren Werdegang zu beschäftigen; kurz vor Schulabschluss fühlen sich 39 Prozent gut über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten informiert. Gefragt nach Schwierigkeiten und Problemen bei der Wahl des beruflichen Werdegangs nannten unter anderem 43 Prozent die nur schwer überschaubare Zahl der Möglichkeiten, 42 Prozent Zulassungsbeschränkungen sowie 38 Prozent Unklarheit über die eigenen Interessen. Die Finanzierung von Studium oder Ausbildung sehen noch 24 Prozent als Problem, der niedrigste Wert zu diesem Aspekt im Vergleich zu vorherigen Befragungen.

Die Studie basiert auf zwei vom DZHW ein halbes Jahr vor und nach Verlassen der Schule durchgeführten Befragungen der Studienberechtigten des Abschlussjahrgangs 2015. An der ersten Befragung beteiligten sich 29.905 Personen, von denen 8.953 auch an der zweiten Befragung teilnahmen.

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