Studienqualität im Bachelor- und Masterstudium: Ein heterogenes Bild

10.3.2014

Zur Publikation „Das Bachelor- und Masterstudium im Spiegel des Studienqualitätsmonitors 2009-2012“

Die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen hat zu einem weitreichenden Wandel an den deutschen Hochschulen geführt. Die Umstellung war von einigen Schwierigkeiten begleitet, die vor allem 2009 zu heftigen Protesten bei Studierenden führten. Nach erfolgten Nachsteuerungen durch die KMK ist die gestufte Studienstruktur mittlerweile fest etabliert. Deshalb ist es Zeit für eine Zwischenbilanz aus der Perspektive der Studierenden, die zugleich Adressaten, Betroffene und Experten sind: Wie bewerten sie die Studierbarkeit der gestuften Studiengänge? Wie gut sehen sie sich in der Lage, die Leistungsanforderungen zu erfüllen? Welche Erwartungen haben sie an das Studium? Und wie zufrieden sind sie mit den erworbenen Kompetenzen?

Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen wurde der „Studienqualitätsmonitor“ (SQM) des Deutschen Zentrums für Hochschulforschung (DZHW) und der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz speziell für die Bachelor- und Masterstudiengänge für den Zeitraum 2009 bis 2012 ausgewertet. Der SQM ist ein forschungsbasiertes Instrument für das hochschulische Qualitätsmanagement. Er sensibilisiert für Problemlagen und zeigt Verbesserungserfordernisse auf.

Studiensituation im Bachelorstudium

Im Mittelpunkt der studentischen Kritik am Bachelorstudium stand die unzureichende Studierbarkeit. In der Wahrnehmung der Bachelorstudierenden kann sie zwar auch 2012 nicht als gut bezeichnet werden, doch sind im Jahresvergleich signifikante Verbesserungen zu erkennen. So bestätigt die Mehrheit der Bachelorstudierenden 2012 klare Prüfungsvorgaben (62 %) und inhaltlich gut erfüllbare Vorgaben (56 %). Aber noch zu wenige Studierende erleben zeitlich gut erfüllbare Vorgaben (45 %) sowie gute Kurswahlmöglichkeiten (40 %). Das fachliche Anforderungsniveau erscheint der Hälfte der Studierenden als angemessen. Dagegen empfinden vergleichsweise viele Studierende nach wie vor die aus der Stoffmenge (56 %) sowie die aus der Erbringung der Leistungsnachweise (45 %) resultierenden Anforderungen als überzogen. Zeitlich weitgehend stabil fallen die positiven Bewertungen für die Vorbereitung der Lehrenden auf die Lehrveranstaltungen (73 %), ihr Engagement in der Lehre (70 %), ihre Effizienz bei der Vermittlung des Lehrstoffs (71 %) sowie seiner Präsentation (62 %) aus.

Mit etwa neun Zehnteln erwarten nahezu alle Studierenden starke Praxisbezüge in den Lehrveranstaltungen. Allerdings sehen die Studierenden nur an den Fachhochschulen diese Erwartungen mehrheitlich als zufriedenstellend realisiert an (70 %). An den Universitäten sind es mit 44 % weit weniger. Forschungsbezüge sind für dagegen für insgesamt weniger Studierende wichtig (65 % an Universitäten, 57 % an Fachhochschulen) und werden auch nur von Minderheiten der Studierenden als positiv erfahren (Universitäten: 38 %, Fachhochschulen: 28 %). Während bei den im Zentrum der erwarteten Studienerträge stehenden Fachkenntnissen die überwiegende Mehrheit (71 %) im Verlauf des Studiums größere Zugewinne erfahren hat, sehen sich bei den praktischen Fähigkeiten nur knapp zwei Fünftel (38 %) „(sehr) stark“ im Studium gefördert. Studierende an Fachhochschulen nehmen sich allerdings teilweise deutlich häufiger als gefördert wahr als ihre Kommilitonen an Universitäten. Generell gilt: In nahezu allen Aspekten von Kompetenzen erhalten Fachhochschulen bessere Beurteilungen als Universitäten. Allerdings ist an Universitäten ein Zuwachs positiver Beurteilungen festzustellen.

Zwischen 2009, dem Jahr starker studentischer Proteste gegen die als defizitär wahrge-nommene Umsetzung der Studienreform, und 2012 hat sich die Gesamtzufriedenheit der Bachelor-Studierenden mit den Bedingungen ihres Studiums von „ausreichend“ hin zu „befriedigend“ verschoben (von 54 % auf 61 %) – an Universitäten relativ stärker (von 46 % auf 58 %) als an Fachhochschulen (von 61 % auf 64 %). Wenn diese Beurteilungen, vor allem an den Universitäten, auch noch weit entfernt sind von einem allgemein guten Standard, ist gleichwohl festzuhalten: „Die zwischenzeitlichen Bemühungen der Hochschulen um Verbesserungen der Studienbedingungen und Lehrqualität tragen offensichtlich Früchte. Die Anstrengungen werden von den Studierenden wahrgenommen und positiv bewertet“, so Dr. Frank Multrus und Tino Bargel von der AG Hochschulforschung.

Studiensituation im Masterstudium

Studierbarkeit als zentraler Aspekt von Studienqualität wird von den Masterstudieren-den sehr differenziert, aber im Zeitablauf weitgehend stabil beurteilt. Mit durchgängig knapp zwei Dritteln positiver Bewertungen schneiden die inhaltliche Erfüllbarkeit der Studienpläne und die Klarheit der Prüfungsvorgaben am besten ab. Dagegen sieht nur etwa die Hälfte der Masterstudierenden die zeitliche Erfüllbarkeit der Studienpläne als typisch positives Merkmal ihres Studiums an. Mit zwei Fünfteln positiver Beurteilungen wird nur die Qualität der Modulwahlmöglichkeiten noch kritischer bewertet. Die kogni-tiven Anforderungen – fachliches Anforderungsniveau, Verstehen grundlegender Prinzipien, Analyse komplexer Sachverhalte – werden mehrheitlich (zwischen 57 % und 69 %) als „gerade richtig“ bewertet. Deutlich kritischer wahrgenommen werden dagegen die mit der Stofffülle einhergehenden Anforderungen („gerade richtig“: 45 %), die Möglichkeiten zur selbständigen Gestaltung des Studiums (51 %) sowie die Anforderungen, die aus dem Erbringen der geforderten Leistungsnachweise entstehen (53 %).

Korrespondierend mit dem Ziel einer stärker wissenschaftsorientierten Ausrichtung der Masterstufe, die auch auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereiten soll, besteht ein mehrheitlicher und im Zeitverlauf größer werdender Konsens über die Wichtigkeit des Forschungsbezugs im Studium. Bis zu knapp drei Viertel hegen große Erwartungen an das Lehrangebot, die in einigen Bereichen allerdings enttäuscht werden. Wie bei den Bacherlorstudierenden ist der übergroßen Mehrheit von acht bis neun Zehnteln der Masterstudierenden die Herstellung von Praxisbezügen im Studium (sehr) wichtig. In Kontrast hierzu stehen allerdings auch hier die Erfahrungen. So beträgt die Diskrepanz zwischen „großer Wichtigkeit“ von kontinuierlichen Praxisbezügen in den Lehrveranstaltungen (91 %) und deren „gelungener Umsetzung“ (57 %) mehr als 30 Prozentpunkte. Die herkömmlich größere Praxisnähe der Fachhochschulen gegenüber den Universitäten zeigt sich auch im Masterstudium. Der erwartete Ertrag des Studiums über den Erwerb fachlicher Kenntnisse ist für 96 % der Masterstudierenden – an Universitäten und Fachhochschulen gleichermaßen – „(sehr) wichtig“. Immerhin sehen sich an beiden Arten von Hochschulen 76 % in diesem Bereich als „(sehr) stark“ gefördert. Viel größer ist die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit dagegen bei der für die Studierenden ebenso zentralen Berufs- und Praxisbezogenheit des Studiums. Während sie neun Zehntel für „(sehr) wichtig“ halten, sehen sich nur zwei Fünftel (39 %) „(sehr) stark“ durch das Studium gefördert. Dies gilt allerdings nur für Universitäten (29 %), Fachhochschulen schneiden hier mit 80 % positiver Wertung erheblich besser ab. Gleichwohl: 70 % der Masterstudierende an Fachhochschulen und 63 % ihrer Kommilitonen an Universitäten bewerten ihren im Studium bisher erreichten Wissenszuwachs positiv. Und: Masterstudierende stellen „ihren“ Lehrenden in didaktischer Hinsicht mehrheitlich und zeitlich stabil ein gutes Zeugnis aus. Zwischen drei Viertel und zwei Drittel der Studierenden bewerten ihre Vorbereitung auf die Veranstaltungen, Lehreffizienz, Engagement bei der Stoffvermittlung, Präsentation des sowie Motivation für den Lehrstoff positiv.

Die Gesamtzufriedenheit der Masterstudierenden mit ihren Studienbedingungen lag schon 2009 mit 61 % genau so hoch wie bei den Bachelor-Studierenden erst 2012. Sie ist nach einem Zuwachs auf 66 % bei der Kohorte 2010 allerdings nicht mehr weiter angestiegen. Dies gilt jedoch nicht für die Universitäten mit einem durchaus bemerkenswerten Anstieg der Gesamtzufriedenheit von 57 % (2009) auf 65 %. Der korrespondierende Anteil an den Fachhochschulen bleibt dagegen mit etwa 70 % weitgehend stabil hoch.

„Aus Sicht der Studierenden läuft vieles gut in den Masterstudiengängen, es gibt aber noch zahlreiche Verbesserungserfordernisse, insbesondere bei der Studierbarkeit und den Studienerträgen“, resümieren Dr. Christoph Heine und Janka Willige vom DZHW. Auch unter den Masterstudierenden gibt es fünf bis sechs Prozent Studierende, die auf Grund unterschiedlichster Problemlagen von zeitlichen Verzögerungen bis zu Problemen bei der Studienfinanzierung einen kompletten Studienabbruch erwägen. „Gelten die Vorgaben als schwer oder sogar kaum erfüllbar, nimmt die Abbruchneigung deutlich zu“, so die Forscherinnen und Forscher.

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