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Zu den Perspektiven von Hochschulforschung und Wissenschaftsforschung

25.4.2013

Offener Brief der Leitung von HIS-HF zum Memorandum 'Die Zukunft der sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsforschung in Deutschland sichern'

Hochschul- und Wissenschaftsforschung übernehmen wichtige Aufgaben in der gesellschaftlichen Selbstreflexion. Neben der Grundlage für die theoretische und methodische Entwicklung in den Disziplinen und der Sicherstellung von wissenschaftlicher Bildung, erarbeiten sie Kenntnisse für eine fundierte Politikberatung. Um diese Leistungen erbringen zu können, brauchen sie langfristige und forschungsfreundliche Infrastrukturen.

Die wissenschaftliche und geschäftsführende Leitung des HIS-Instituts für Hochschulforschung unterstützen daher das Ziel der Initiator(inn)en einer tragfähigen Institutionalisierung der Wissenschaftsforschung in Deutschland. Insbesondere da Hochschulforschung und Wissenschaftsforschung in einem produktiven Ergänzungsverhältnis stehen.

So verantwortet Hochschulforschung das Bildungsmonitoring im tertiären Bereich und mit ihrer theoriegeleiteten Forschung generiert sie wichtige Erkenntnisse über den Hochschulbereich mit dem Schwerpunkt auf Studium und Lehre. Die Zahl von aktuell mehr als 2,5 Millionen Studierenden vermittelt einen ersten Eindruck der Bedeutung unserer Forschungsaufgaben. Zur Kontextualisierung und Interpretation ist die Wissenschafts- (aber auch Organisations-) Forschung für die Hochschulforschung hoch relevant. Deshalb ist es im Interesse der Hochschulforschung, dass die Wissenschaftsforschung langfristig und auf hohem theoretischen wie methodischem Niveau hierzu beitragen kann.

Ganz ausdrücklich unterstützen wir das Anliegen der Initiator(inn)en, den wissenschaftlichen Nachwuchs – sowohl Doktoranden als auch Post-Docs – systematisch zu fördern. Wenn wir die Qualifikation junger Wissenschaftler(innen) ernst nehmen, dann bedeutet das einerseits, dass Mittel für dieses Ziel verlässlich bereitgestellt werden müssen, andererseits verpflichtet es uns zu ebenso verlässlicher, guter Anleitung und Betreuung. Wir als Wissenschaftler(innen) wollen unseren Teil dazu stärker als bisher beitragen. Wir laden die Forscher(innen) der Wissenschaftsforschung ein, gemeinsam aktiv zu werden und uns z.B. um Fördergelder für ein gemeinsames Graduiertenkolleg, von dem beide Disziplinen nur profitieren können, zu bemühen.

Gleichzeitig muss öffentlich finanzierte Forschung aber auch die Qualität ihrer Erkenntnisse sicherstellen. Das HIS-Institut für Hochschulforschung hat sich deshalb einer Evaluation durch den Wissenschaftsrat gestellt. Unsere Arbeit wurde entlang der etablierten Kriterien wissenschaftlicher Güte beurteilt. Die daraus resultierenden Empfehlungen sind Richtschnur für unsere Weiterentwicklung. So hält der Wissenschaftsrat einen stärkeren Einbezug der Erkenntnisse der Wissenschaftsforschung in unsere Arbeit für notwendig – eine Aufgabe, mit der wir uns zurzeit intensiv beschäftigen und für die wir auch zukünftig auf eine starke Wissenschaftsforschung bauen. Damit ist die Hochschulforschung auf einem Weg der inhaltlichen, theoretischen wie methodischen Erneuerung, den die Wissenschaftsforschung im Zuge einer möglichen neuen Institutionalisierung auch bereit sein sollte zu gehen. Lassen Sie uns über die Innovation unserer Disziplinen in einen Dialog treten und gegenseitig von unseren Erfahrungen hin zu einer stabilen und forschungsstarken Institutionalisierung profitieren.

Ob die Einrichtung von Lehrstühlen oder die Auflage neuer Förderlinien die richtigen Maßnahmen für die Zukunft der Wissenschaftsforschung sind, wagen wir heute nicht abschließend zu beurteilen. In seiner Stellungnahme zur Evaluation der HIS-Hochschulforschung schreibt der Wissenschaftsrat, dass er sich vorbehält „eine Querschnittsevaluation der empirischen Hochschul-, Wissenschafts- und Bildungsforschung in Deutschland durchzuführen.“ Das Ergebnis einer solchen Querschnittsevaluation könnte hilfreich sein, eine austarierte und für alle Disziplinen angemessene, langfristige Ausstattung zu finden, die sowohl den Bedarfen der wechselseitigen Ergänzung der Forschungen als auch der Relevanz der Forschungsgebiete für die Gesellschaft Rechnung trägt.

Wir können einer vitalen und innovativen Wissenschaftsforschung in bester akademischer Tradition nur wünschen: Ad multos annos!

Edith Braun
Michael Leszczensky

Hannover, im April 2013

Memorandum 'Die Zukunft der sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsforschung ...'

Pressekontakt

Filiz Gülal
Dr. Filiz Gülal 0511 450670-939
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