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Wissenschaft ohne Grenzen: Brasilien schickt 100.000 Studierende in die Welt

16.1.2013

Sie sollen an den besten ausländischen Hochschulen lernen und forschen und das dort erworbene Know-how zurück nach Brasilien bringen. Mit dem eineinhalb Milliarden schweren Stipendienprogramm „Wissenschaft ohne Grenzen“ (Ciência sem Fronteiras, CsF) will die Regierung in Brasilia bis 2015 100.000 Studierenden und Promovierenden einen Auslandsaufenthalt an einer renommierten Hochschule ermöglichen. Besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern, den Ingenieurwissenschaften und im Sozialwesen sollen so die Fachkräfte ausgebildet werden, die das Land dringend braucht. 10.000 Brasilianer(innen) sollen nach Deutschland kommen.

Die brasilianische Regierung finanziert 75.000 der 100.000 geplanten Stipendien und stellt dafür 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Weitere 25.000 Stipendien sollen bei Wirtschaftsunternehmen eingeworben werden. Entsprechende Zusagen liegen vom brasilianischen Bankenverband, dem Ölkonzern Petrobras, dem Elektrizitätsunternehmen Eletrobas, dem Bergbaukonzern Vale und weiteren Unternehmen vor; demnach können sogar 26.000 Stipendien auf diesem Weg finanziert werden.

Viele Stipendien werden im Rahmen des Programms Sanduíche („Sandwich“) ausgelobt. Hierbei beginnen die Studierenden das Studium in Brasilien, gehen anschließend für einen Teil ihrer Studienzeit ins Ausland und kehren schließlich in ihr Heimatland zurück, um ihr Studium dort zu beenden. Vorgesehen sind darüber hinaus Stipendien für Promovierende und Postdoktorand(inn)en. Auch Forschungsaufenthalte ausländischer Wissenschaftler(innen) in Brasilien sowie brasilianischer Wissenschaftler(innen) an ausländischen Einrichtungen sollen gefördert werden.

Gastländer sind die USA, für die mit 18.000 Studierenden das größte Kontingent vorgesehen ist, Großbritannien, Frankreich, Italien, Schweden, die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Spanien, Portugal, Australien, Kanada, Südkorea, Indien, Japan und China. 10.000 Studierende sollen nach Deutschland kommen.

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) haben sich bislang etwas mehr als 2.000 Studierende für einen Studienplatz in Deutschland beworben. Rund 800 von ihnen erfüllen die Bedingungen und haben eine Zusage erhalten. Die ersten Stipendiat(inn)en sind bereits vor einem dreiviertel Jahr in Deutschland eingetroffen und wurden dort von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff im Rahmen der Cebit-Messe in Hannover begrüßt.

Beteiligt sind von deutscher Seite bislang u. a. die Leibniz-Universität Hannover, das Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin und die Universität Leipzig. Laut einer Umfrage des DAAD, der gemeinsam mit der brasilianischen Förderagentur Capes für die Vorauswahl und Vermittlung der an Deutschland interessierten Bewerber(innen) zuständig ist, haben rund 120 Hochschulen und Forschungseinrichtungen Interesse daran bekundet, in das Programm einbezogen zu werden.

Die brasilianische Regierung hat allerdings ganz konkrete Vorstellungen von den Partnerhochschulen. Sie legt Wert darauf, dass die Landeskinder nur an exzellenten Hochschulen ausgebildet werden, und will daher nur mit Einrichtungen kooperieren, die zu den 200 besten der Welt zählen oder zu den jeweils 30 besten eines Fachgebietes. In Deutschland trifft dies lediglich auf 14 Universitäten zu. Die Fachhochschulen, die wichtige Akteure für die Ausbildung des gewünschten MINT-Nachwuchses sind, fallen ganz durch das Raster. Auf Vorstoß von deutscher Seite wurden die Kriterien daher mittlerweile gelockert. Neben den Elite-Universitäten können nun auch andere wissenschaftliche Einrichtungen berücksichtigt werden, sofern die zuständige Auswahlkommission dies befürwortet.

Kritisiert wird darüber hinaus, dass Studierende geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer kaum gefördert werden. Vermutlich wird die angestrebte Stipendienzahl bei den Promovierenden daher nicht erfüllt werden können. Zugesagt hat die brasilianische Regierung hingegen, Studierende aus allen sozialen Schichten fördern zu wollen. Kritisch sieht man auf deutscher Seite auch, dass nur Studierende im Undergraduate-Bereich gefördert werden, was ein Stipendium für Masterstudierende von vornherein ausschließt. (tm)

Quellen: FAZ, BrasilNews

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Filiz Gülal
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