Das Projekt "Enhancing Access through a focus on Equity" (EQUNet) stieß in eine von der Europäischen Kommission formulierte Forschungslücke, der gemäß es an empirischen Erkenntnissen zu Chancengleichheit im Hochschulzugang in Europa fehlt (vgl. Analytischer Report zur Begleitung der EC-Kommunikation "Efficiency and Equity in European Education and Training Systems"). Das Projekt hatte dabei eine zweifache Zielsetzung: Zum einen sollten empirisch gesicherte Informationen zur Chancengleichheit im Hochschulzugang in Europa erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen sollten die empirischen Ergebnisse intensiv in den politischen Diskurs eingebracht werden, um so zur Erweiterung des Zugangs für im Hochschulsystem unterrepräsentierte Gruppen beizutragen. Das Projekt wurde von einem Konsortium aus acht europäischen Forschungsinstituten und Netzwerk- bzw. Interessenorganisationen durchgeführt (s. u.), in welchem das HIS-Institut für Hochschulforschung vor allem für Beiträge zu den empirischen Analysen und die methodische Konzeption der Berichte und Veröffentlichungen zuständig war.
Das Projekt nahm vor allem vier Arten möglicher Zugangsbarrieren in den Blick, die in den EquNet-Projektberichten in unterschiedlichem Maße Beachtung finden:
- Barrieren aufgrund des sozioökonomischen Hintergrundes (insbesondere beruflicher Status und Bildungsstand der Eltern, Einkommen der Eltern, eigene Einkünfte etc.)
- Barrieren aufgrund des kulturellen Hintergrundes (insbesondere Migrationshintergrund)
- Barrieren aufgrund beruflicher oder familiärer Verpflichtungen (insbesondere für die Gruppe der 'lifelong learner')
- Formale Zugangsbarrieren (formale Zugangsbedingungen, Anerkennung beruflicher oder informeller Bildung etc.)
Der erste Equnet-Bericht (Camilleri/Mühleck 2010) vergleicht das Ausmaß des Hochschulzugangs in den europäischen Hochschulsystemen und hebt vor allem auf die sozioökonomische Selektivität ab. Neben dem Ausmaß der Selektivität, werden qualitative Dimensionen (bspw. Fachwahl und Mobilität) berücksichtigt. Die Einnahmen- Ausgabensituationen der Studierenden im europäischen Vergleich ergänzt die Betrachtung. Beispielprojekte zur Verbesserung der Chancengleichheit aus verschiedenen Ländern werfen ein Schlaglicht auf konkrete Maßnahmen.
Der zweite Equnet-Bericht (Camilleri/Mühleck 2013) widmet sich der Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund an höherer Bildung. Welche Faktoren können Zugang und Erfolg im Hochschulsystem für diese Gruppe erschweren oder auch befördern? Wie stellte sich die Teilhabe im europäischen Vergleich dar und wie lassen sich Länderunterschiede erklären? Diese Fragen werden theoretisch diskutiert und quantitativ analysiert. Die Betrachtung wird durch drei Länderbeispiele (DE, NO, UK) ergänzt. Schlussfolgerungen und die Diskussion möglicher politischer Konsequenzen schließen den Bericht ab.
Der dritte Bericht befasst sich mit der Gruppe der 'lifelong learner' im internationalen Vergleich.
Die Koordination des Projektes hatten die Organisationen Menon Network (Brüssel) und SCIENTER (Bologna) gemeinsam inne. Insgesamt waren acht Organisationen aus sechs Ländern am Projekt beteiligt. Neben HIS-HF befassten sich insbesondere das Zentrum für soziale Innovation (Wien) sowie die Universität Ljubljana mit der Forschungsarbeit im Projekt.
Die Kooperation von Forschungs- und Netzwerkorganisationen zielte darauf ab, dass die im Projektverlauf erzielten Erkenntnisse einerseits dem Anspruch wissenschaftlicher Methodik gerecht werden und andererseits eine hohe Verbreitung unter Personen finden, die sich in Europa mit höherer Bildung befassen. Zu diesem Zweck hat EquNet eine Reihe von Veranstaltungen, z. T. in Kooperation mit anderen Organisationen, durchgeführt, darunter zwei große Konferenzen, ein Abschlussworkshop und ein Symposium und die EquNet-Ergebnisse zudem auf einer Reihe weiterer Veranstaltungen (Fachtagungen, politische Veranstaltungen, Expertentreffen oder Workshops) vorgestellt. Weitere Verbreitungsmedien waren die Projektwebseite, die EquNet-Facebook-Seite, ein Wettbewerb für Filme und schriftliche Beiträge zum Thema Chancengleichheit, sowie eine gemeinsame Informationskampagne mit dem European Network Against Racism (ENAR).