Die Beförderung länderübergreifender studentischer Mobilität steht weit oben auf nationalen sowie europäischen bildungspolitischen Agenden. Viele bisherige Studien zum Thema fokussieren darauf, welche Bedingungen im aufnehmenden Land anziehend auf internationale Studierende wirken und untersuchen diese Fragestellung überwiegend aus Sicht des aufnehmenden Landes oder Hochschulsystems. Dabei beschränkt sich der größte Teil der Forschung zu längerfristiger studentischer Mobilität (sog. „degree mobility“) geographisch auf den angelsächsischen Raum und stellt ökonomische Motive für studentische Mobilität in den Mittelpunkt.
Dieses Projekt befasst sich sowohl mit internationaler Mobilität von Studierenden aus und in solche Länder, aus denen (relativ zur Größe des inländischen Hochschulsektors) mehr nationale Studierende für einen gesamten Studienzyklus ins Ausland gehen (sog. Exporteure) als auch mit Studierendenmobilität in und aus Ländern, die (relativ zur Größe des inländischen Hochschulsektors) mehr internationale Studierende aufnehmen als sie nationale Studierende an andere Länder abgeben (sog. Importeure). Neben der Erweiterung des geographischen Fokus findet, im Vergleich zu Studien die hauptsächlich ökonomische Faktoren zur Erklärung heran ziehen, auch eine Erweiterung des analytischen Blickwinkels statt, da Ähnlichkeiten und Unterschiede der politischen Systeme, in kultureller sowie religiöser Hinsicht zwischen den für den Auslandsaufenthalt gewähltem Land und den Ursprungsland in Betracht gezogen werden.
Um diese komplexen Beziehungsmuster zwischen Länderpaaren (sog. Dyaden) darzustellen, werden die Charakteristika beider zum Paar gehörenden Länder, also des aufnehmenden Landes sowie des Heimatlandes der Studierenden, betrachtet und in Beziehung zueinander gesetzt. Durch diese einerseits geographischen sowie auch analytischen Erweiterungen wird ein Sample generiert, das auch eine erhöhte Varianz auf zentralen erklärenden Faktoren wie z.B. dem Demokratieindex und kulturellen Variablen wie Sprache und Religionszugehörigkeit aufweist.
Methodisch wird netzwerkanalytisch vorgegangen. Um die Austauschbeziehungen zwischen den Ländern und deren Intensität darzustellen, wird auf deskriptive Netzwerkanalyse zurückgegriffen. Zudem wird anhand quantitativer Analysen (Exponential Random Graph Modelle) versucht Determinanten für die Richtung und die Stärke des Austausches zwischen den Ländern zu bestimmen.
Dieses Projekt ist in das DZHW Forschungscluster "Mobilität von Hochqualifizierten" eingebunden.