Wegen der unterschiedlichen Entwicklungsdynamiken von Bedarf und Angebot an Hochschulabsolvent(inn)en wird mittelfristig eine Knappheitssituation für dieses Qualifikationssegment erwartet, die sich als volkswirtschaftliche Wachstums- und Entwicklungsbremse erweisen könnte. Diese Problematik stellte sich insbesondere für die Fachrichtungen, von denen in der wissensbasierten Gesellschaft wirtschaftliches Wachstum, Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit in unmittelbarer Weise abhängen: Ingenieur- und Naturwissenschaften. Vor diesem Hintergrund ergab sich das zentrale Ziel der vom BMBF geförderten und vom DZHW (vormals HIS) in Kooperation mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW) bearbeiteten Schwerpunktstudie zur "Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands": Analyse der Gründe und Faktoren für die Wahl bzw. Nicht-Wahl von natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen bei studienberechtigten Schulabgängern, von deren Entscheidungen Art und Umfang des zukünftigen einschlägigen akademischen Humankapitals in wesentlichem Maße abhängen.
Zum Vergleich und um vermutete Veränderungen im Zeitablauf feststellen zu können, wurden drei Datensätze aus repräsentativen DZHW-Untersuchungen (vormals HIS) von Studienberechtigtenjahrgängen mit einschlägigen Themenschwerpunkten herangezogen (2002, 1994 und 1980). Die erhobenen Daten wurden auf ihre Relevanz, auf Richtung und relative Stärke ihres Einflusses auf die Wahl von Natur- und Ingenieurwissenschaften hin untersucht. Hierzu war die Erstellung eines integrierten Entscheidungs- bzw. Erklärungsmodells erforderlich, das verschiedene Faktoren - individueller bildungsbiografischer und sozio-ökonomischer Hintergrund, Werthaltungen und Einstellungen zu Studium und Beruf, schulische Erfahrungen und Interessen - in ihren Wirkungen erfasst und Bezug nimmt auf die jeweiligen ökonomischen und arbeitsmarktbezogenen Rahmenbedingungen. Dabei ging es auch darum, das vorhandene und grundsätzlich mobilisierbare Potenzial für ein Ingenieurstudium zu bestimmen. Nicht zuletzt wurden die Befunde unter politischen Aspekten bewertet, also Optionen bildungspolitischer Interventionen zugunsten einer (wieder) stärkeren Entscheidung zugunsten von ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen identifiziert.
Das Projekt wurde 2005 abgeschlossen. Der Abschlussbericht ist in der Nomos-Verlagsgesellschaft Baden-Baden erschienen. Eine Kurzfassung wurde zeitgleich als HIS-Kurzinformation veröffentlicht.